Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

Weniger Plastikmüll, weniger unnötiger Konsum – auf in ein nachhaltigeres neues Jahr!

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Vor ein paar Tagen machte die Nachricht die Runde, dass ab Frühjahr in Elmshorn ein Unverpackt-Laden eröffnen wird. Aktuell sammelt das Gründungsteam noch Startkapital, das erste Crowdfunding-Ziel wurde binnen kürzester Zeit erreicht. Das zeigt mir, dass es in Elmshorn offenbar großes Interesse an nachhaltigem Konsum gibt – und bringt mich dazu, euch auch von meinen Nachhaltigkeitszielen für 2021 zu erzählen.

Ich bin schon sehr gespannt auf den Unverpackt-Laden, der nach allem, was man so liest, in einem Ladenlokal „in Bahnhofsnähe“ sein Zuhause finden wird. Die genaue Adresse will das Team von Simpel Unverpackt Elmshorn erst öffentlich machen, wenn der Mietvertrag wirklich in trockenen Tüchern ist. Neben dem Verkauf von unverpackten Lebensmitteln sowie Bad- und Hygieneartikeln soll es im künftigen Unverpackt-Laden auch Veranstaltungen und Seminare etc. zum Thema Müllvermeidung und Nachhaltigkeit geben. Das Crowdfunding über die Plattform Startnext geht übrigens weiter – wer per Überweisung das Startkapital des Unverpackt-Ladens aufstockt, erhält nach der Eröffnung Einkaufsgutscheine, bestimmte Produkte oder die Gelegenheit zum Pre-Shopping. Schaut also gern mal rein und investiert ebenfalls – ob einen großen oder einen kleinen Betrag.

Mir kommt es sehr gelegen, dass es bald auch in Elmshorn die Möglichkeit geben wird, mit eigenen Behältnissen zum Einkaufen zu gehen und auf diese Weise unnötigen Plastikmüll einzusparen. Sprich: Schraubgläser, Beutel oder Tupperdosen mitbringen, auf der Waage deren Leergewicht ermitteln, mit exakt der gewünschten Menge Müsli, Nudeln, Reis, Kaffee oder Hülsenfrüchte befüllen, abwiegen lassen und bezahlen. Das Lebensmittel-Sortiment besteht zwar überwiegend aus Artikeln, die auch im Supermarkt in der Regel nicht exzessiv verpackt sind: entweder in Papierverpackungen oder in dünnen Plastikfolien. Der heftigste Verpackungsmüll fällt bei anderen Artikeln an: Milchprodukte (Tetrapacks, Plastikbecher mit Deckeln aus Alufolie), in Plastik eingeschweißtes Obst und Gemüse, Süßigkeiten und Gebäck in Blisterpacks etc. Aber trotzdem – Kleinvieh macht auch Mist, und außerdem werden ja künftig vielleicht auch weitere Artikel ins Sortiment aufgenommen, bei denen es noch viel mehr Anlass gibt, Müll einzusparen als bei den genannten Nährmitteln.

Keine Plastikflaschen für Shampoo, Duschgel oder Flüssigseife mehr

Ich persönlich versuche seit einer ganzen Weile, den von mir produzierten Plastikmüll zu reduzieren, ich hatte hier auch schon einmal darüber geschrieben. An feste Duschseife und festes Shampoo (aktuell nutzen wir hier Produkte von CD) haben meine Haut und ich uns mittlerweile gewöhnt, seit neuestem sind hier auch selbstgehäkelte Duschsäckchen dafür im Einsatz. Darin bewahre ich die Duschseife auf und nutze sie außerdem zum Einschäumen. Mein Mann und ich haben jeweils zwei eigene Duschsäckchen, damit wir Ersatz haben, wenn die Dinger mal in die Wäsche kommen. Am Waschbeckenrand liegt ohnehin nur noch feste Seife statt Flüssigseife, anstelle eines Rasiergels im Einwegspender verwendet mein Mann feste Rasierseife mit einem Naturborstenpinsel. Unsere Nagelbürsten aus Plastik, die nach einer Weile regelmäßig porös wurden und zerbröselten, haben wir durch Nagelbürsten aus Holz und Naturborsten ersetzt. Plastikflaschen für Duschgel, Shampoo, Flüssigseife etc. fallen bei uns also inzwischen gar nicht mehr an, worauf ich schon mal ein bisschen stolz bin.

Reinigungsmittel-Konzentrat zum Nachfüllen

Der nächste Schritt, den wir angehen möchten, sind nun die Haushalts-Reinigungsmittel. Hier ärgert es mich ebenso wie bei Artikeln zur persönlichen Hygiene, dass die eigentlichen Reinigungssubstanzen mit Wasser gemischt und in Einweg-Plastikflaschen bzw. Plastik-Nachfüllpackungen verkauft werden. Warum vertreibt man diese Sachen nicht als Konzentrat, das man zu Hause selbst mit Wasser auffüllt? Leitungswasser hat schließlich in diesem Land jeder zur Verfügung, das muss nicht schon vor dem Verkauf dazugemischt werden. Deshalb war ich gleich neugierig, als mir auf Instagram zum ersten Mal die Produkte von Everdrop als Werbung eingeblendet wurden. Die Idee dahinter: Man besorgt sich einmalig Sprühflaschen aus langlebigem Kunststoff und kauf dann immer nur kleine, in Papier verpackte Tabs nach, die sich dann mit Wasser in den Sprühflaschen auflösen und zu Putzmittel werden. Von Everdrop gibt neben Putzmitteln auch Waschpulver in drei verschiedenen Varianten für die unterschiedlichen Wasserhärten. Auch das Waschpulver wird in Papier verpackt angeboten, man kann es dann in eine einmalig anzuschaffende Blechdose umfüllen.

Nachdem mir in schöner Regelmäßigkeit also Werbung von Everdrop eingeblendet wurde, klickte ich irgendwann auf den Kaufen-Button und erwarb ein Starter-Set mit 3 Sorten Putzmittel (Küche, Bad, Glas) und 2 Paketen Waschpulver nebst den dazugehörigen Behältnissen. Gut 60 Euro kostete mich das Starter-Paket, ein stolzer Preis, doch darin waren auch 3 Sprühflaschen und 2 Blechdosen für Waschmittel nebst Dosierlöffel aus Holz enthalten. Die Nachfüll-Tabs für die Putzmittel sind mit 14,99 Euro für 9 Tabs dann bei weitem nicht mehr so teuer, 4 Packungen Waschmittel für insgesamt 80 Waschladungen sind am Ende dann auch nicht teurer als ein herkömmliches Markenwaschmittel. Fehlte nur noch ein Spülmittel, das nach dem Tab-Prinzip funktioniert. Ein solches fanden wir bei Budni, die Marke Blaue Helden macht sich dasselbe Prinzip wie Everdrop zu eigen, allerdings deutlich kostengünstiger.

Waschmittel gut, Haushaltsreiniger katastrophal schlecht

Mittlerweile haben wir die Produkte in Gebrauch, doch unser Urteil fällt leider nicht allzu gut aus. Mit dem Everdrop-Waschmittel bin ich zufrieden: Es wäscht die Klamotten ordentlich sauber, der Duft ist dezent frisch, außerdem scheint es recht ergiebig zu sein. Doch die Reinigungsmittel, die man aus Tabs selbst anmischt, haben uns durch die Bank weg enttäuscht. Das Spülmittel von Blaue Helden kommt als Schaum aus dem Dosierspender, der im Nullkommanix in sich zusammenfällt und herzlich wenig dazu beiträgt, dass Fett und Essensreste von Töpfen und Tellern verschwinden. Will man überhaupt eine gewisse Reinigungswirkung erzielen, benötigt man Unmengen davon, und das widerspricht dann doch wieder dem Nachhaltigkeitsgedanken. Ebenso wenig tauglich ist der Badreiniger von Everdrop, mit dem sich Seifenreste und Kalkablagerungen in der Badewanne, im Waschbecken und an der Duschwand einfach nicht gründlich entfernen lassen. Wenn das Zeug aber gar keine Reinigungswirkung entfaltet, kann ich es auch ebenso gut ganz weglassen. Den Küchen- und den Glasreiniger hatten wir bislang noch nicht im Einsatz, da wir zuvor noch unsere Vorräte herkömmlicher Reiniger aufbrauchen. Doch meine Erwartungen sind nach den bescheidenen Ergebnissen mit dem Badreiniger und dem Spülmittel natürlich nicht sonderlich groß. Ich werde die Reiniger vermutlich mit Allzweckreiniger von Frosch pimpen, damit sie überhaupt zum Putzen taugen. Und definitiv keine Nachfüll-Tabs kaufen. Ich hoffe aber – und damit wären wir wieder beim Elmshorner Unverpackt-Laden – dass es in dessen Sortiment auch Putzmittel geben wird, die nicht nur ohne Einweg-Verpackung und mitgeliefertes Wasser auskommen, sondern auch tatsächlich zum Putzen taugen. 🙂

Ich kaufe 2021 keine Klamotten

Doch ich habe auch noch einen weiteren Beschluss in Sachen Nachhaltigkeit gefasst. Ich werde im Jahr 2021 keine Klamotten kaufen – keine neuen (sorry, Boden und Deerberg…) und auch keine gebrauchten (sorry, ubup…). Auch nicht hier vor Ort in Elmshorn, auch wenn mir bewusst ist, dass der stationäre Einzelhandel derzeit Unterstützung benötigt um zu überleben. Doch das Ding ist: Mein Kleiderschrank ist rappelvoll. Ich brauche keine weiteren Klamotten. Ich besitze derart viele Kleider, Pullover, Hosten, Shirts, Röcke, Leggings, Strickjacken, Jacken, Blazer, Jogginghosen, Pyjamas, Sportkleidung, Handtaschen, Schals, Tücher etc., dass es einfach Quatsch wäre, immer wieder noch mehr von dem Zeug anzuschaffen. Ja, ich habe Spaß an Mode. Ich ziehe mich gern schick an (auch wenn es derzeit an Gelegenheiten dafür fehlt) und mag es, wenn Accessoires farblich zu den Klamotten passen. Doch was ich besitze, ist mehr als genug, um mich über Jahre (wenn nicht Dekaden) hübsch und abwechslungsreich zu kleiden.

Der Kleiderschrank quillt über, ich habe einfach zu viel Auswahl!

Ich weiß ja nicht, wie es euch so geht mit dem Klamotten-Shoppen. Ich jedenfalls stöbere gern durch die Online-Shops meiner Lieblingsmarken (ich hatte hier schon mal über das Für und Wider von Online-Shopping vs. Einkaufen vor Ort geschrieben) und neige dann dazu, mir neue Klamotten zu gönnen, wenn ich mich für eine besonders anstrengende Arbeitswoche entschädigen oder für ein erfolgreiches Projekt belohnen möchte. Oder wenn mich irgendwo das verlockende Wörtchen SALE anlacht. 70 Prozent reduziert, die Gelegenheit kommt nicht wieder! Schnell zugreifen! Ich habe zwar schon drei rote Kleider im Schrank, doch dieses hier hat nochmal einen ganz anderen Schnitt… und auf einmal sehe ich jede Menge Gründe, mir dieses bestimmte Teil zu kaufen – und keinerlei Gründe, die gegen den Kauf sprechen. Wenn die Lieferung dann kommt, ich die Sachen anprobiere und mich gern damit im Spiegel sehen mag, freue ich mich noch über mein Schnäppchen. Doch der Frust beginnt im Grunde schon gleich danach, wenn ich das Teil in den Kleiderschrank hängen möchte. Der ist nämlich übervoll. Bitte empfehlt mir nun keine Marie Kondo-Kur oder ähnliches. Ich trenne mich nicht häufig von schönen Klamotten, weil ich mir gern die vielen schönen Gelegenheiten vorstelle, zu denen ich sie tragen könnte. Die Sachen geben mir also durchaus ein gutes Gefühl. Allerdings wird mit jedem neuen Teil die Wahl des passenden Outfits schwieriger, weil ich einfach zu viel Auswahl habe. Und das macht mir unnötigen Stress (okay, nicht die Sorte, die zum akuten Herzinfarkt führt, aber trotzdem eben Stress) und gedankliche Energie, die ich lieber für andere Dinge aufwenden würde.

Und genau deshalb trete ich auf die Konsumbremse. Ich werde 2021 keine Klamotten kaufen, wirklich gar keine. Selbst dann nicht, wenn ein paar Sachen kaputtgehen. Ich habe dann immer noch genug. Selbernähen oder -stricken ist erlaubt, ich habe nämlich auch noch einiges an Stoff- und Wollvorräten gebunkert, das ich erst einmal verarbeiten sollte, bevor ich neues Material kaufe. Ich werde also nicht diejenige sein, die dieses Jahr den stationären Modeeinzelhandel rettet. Dafür aber mit ziemlicher Sicherheit mehr Geld für andere Dinge zur Verfügung haben und hoffentlich auch einiges mehr an Zeit, die nun nicht mehr dafür draufgeht, dass ich als Schnäppchenjägerin durchs Netz streife. Vom Nachhaltigkeitseffekt einmal ganz abgesehen. Ich bin mal gespannt, wie es mir damit geht und was für eine Bilanz im am Ende des Jahres ziehe. Dass ich meinen Beschluss hier öffentlich mache, soll übrigens auch dazu beitragen, dass ich wirklich am Ball bleibe. Solltet ihr mich jemals in der City an der Kasse von Ramelow erwischen, sprecht mich gern darauf an. 🙂 Vielleicht ist unter euch ja auch jemand, der schon mal ein Jahr Klamotten-Fasten gemacht hat – wie ist es euch damit ergangen?

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