Elmshorn für Anfänger

Geschichten von einer, die auszog, im Hamburger Speckgürtel zu leben. Eine pragmatische Liebeserklärung.

Achtung, heiß und fettig! Ich habe mit norddeutschen Pfütten experimentiert!

5 Kommentare

Es ist nun schon ein paar Tage her, dass meine gusseiserne Pfüttenpfanne hier eingetroffen ist. Und gestern haben wir uns erstmals an die norddeutsche Silvester-Spezialität gewagt. Das Ergebnis: Nicht Low-Carb, nicht fettarm, noch nicht perfekt gelungen – aber trotzdem lecker.

Pfütten, eine Unterart der Gattung Berliner (auch Pförten, nahe der dänischen Grenze eher Æbleskiver und nahe der holländischen Grenze eher Poffertjes genannt), erfreuen sich seit ein paar Jahren wieder wachsender Beliebtheit. Gut unterrichtete Quellen berichten jedenfalls über einen neuerdings wieder steigenden Umsatz mit Pfüttenpfannen regelmäßig vor Silvester. Auch ich hatte kurz vor dem Jahreswechsel noch versucht, ein solches Spezialgerät zu ergattern, war aber leider erfolglos geblieben, wie ich in meinem letzten Blogbeitrag von 2016 berichtet habe.

Erster Feldversuch mit Variante 1 des Rezepts

Doch Amazon sei Dank bin ich nun stolze Besitzerin einer gusseisernen, induktionstauglichen Pfüttenpfanne und habe gestern erstmals Pfütten zubereitet. Ich habe mich dabei an die Variante 1 des Rezepts (schneller, einfacher Teig) gehalten und 200 Gramm Mehl, 2 Eier, ¼ Liter Milch, ein wenig Tagatesse (mein favorisierter Zuckeraustauschstoff, damit ich als Typ-1-Diabetikerin zumindest ein paar Einheiten Insulin einsparen kann), eine Prise Salz und ein halbes Päckchen Backpulver zu einem nicht allzu dünnflüssigen Teig verarbeitet. Pflaumenmus und Fett für die Pfanne standen bereit.

Das sind Handgriffe, die ein Azubi in der Bäckerei erst im dritten Lehrjahr lernt

Und dann legte ich los mit der Pfüttenbäckerei. Ich füllte Butterschmalz in die 9 Vertiefungen der Pfanne und wartete, bis es heiß und flüssig war. Dann füllte ich mit einer Saucenkelle Teig hinein. Als nächstes Pflaumenmus in den Teig, jede Portion Pflaumenmus bekam einen kleinen Schubs mit dem Löffel, damit sich der Teigmantel darüber schließt und das Pflaumenmus beim Wenden nicht anbrennen kann. Das sagt sich allerdings leichter als es in der Realität ist. Ich fand, dass alles ziemlich schnell ging: Kaum hatte ich reihum alle Vertiefungen der Pfanne befüllt, war es eigentlich schon fast zu spät, reihum alle Pfütten mit Pflaumenmus zu füllen. Als in allen Pfütten Pflaumenmus einbackte, waren die ersten längst bereit zum Wenden. Das Wenden ist gar nicht so leicht: Man muss schnell genug sein und das kugelige Gebäck fix umdrehen, ohne dass der Teig und das Pflaumenmus über die Ufer treten. Ich tippe mal, dass das Handgriffe sind, die ein Azubi in der Bäckerei erst im dritten Lehrjahr lernt, wenn man schon eine gewisse Fingerfertigkeit voraussetzen kann.

Pfannenschrubben mit großem Kraft- und Fluchaufwand

Mir fehlte diese Fingerfertigkeit jedenfalls. Also schwappte der Teig, und das Pflaumenmus kam in Kontakt mit der Pfannenoberfläche, wo es so fest einbackte, dass ich jeden Moment damit rechnete, dass der Rauchmelder auslöst. Die zweite Neunerrunde Pfütten geriet deshalb ziemlich dunkel. Danach war erst einmal eine Pause angesagt, in der mein Mann Christoph mit ziemlich großem Kraft- und Fluchaufwand die nagelneue Pfanne schrubbte und mir anschließend empfahl, die restlichen Pfütten doch zum Üben vielleicht lieber ohne Pflaumenmusfüllung zu backen. Na gut, ich fand das einen durchaus zulässigen Einwand.

Nicht alle formschön, viele arg dunkel geraten – aber trotzdem lecker!

Am Ende hatten wir 32 Pfütten, zum Teil mit und zum Teil ohne Pflaumenmusfüllung. Nicht alle gleichermaßen formschön, etliche etwas arg dunkel geraten. Sie schmeckten allerdings trotzdem sehr lecker. Und wenn ich mir als Neujahrsvorsatz nicht das Übliche vorgenommen hätte – also ein paar Kilo abzuspecken und folglich weniger fettige Kohlenhydratbomben zu essen – dann würde ich vielleicht einmal wöchentlich meine Pfüttenwendefingerfertigkeit trainieren. Angesichts der Neujahrsvorsätze könnte es nun aber sein, dass ein bisschen mehr Zeit verstreicht, bis ich die Pfanne das nächste Mal aus dem Schrank hole. Doch spätestens Silvester 2017 ist sie wieder im Einsatz, versprochen!

9. Januar 2016, 19:40 Uhr: Achtung, ein kleiner Nachtrag: Nachdem der Beitrag nun ein paar Stunden online ist, erreichte mich ein Leserkommentar mit dem Hinweis, dass meine Pfanne nicht 9, sondern 7 Vertiefungen für Pfütten hat. Das lässt sich schwer leugnen. Zu meiner Entschuldigung kann ich höchstens anführen, dass sich die 7 Vertiefungen im Eifer des Gefechts, wo alles so schnell gehen musste, wie (mindestens!) 9 Vertiefungen anfühlten. 🙂

5 Kommentare zu “Achtung, heiß und fettig! Ich habe mit norddeutschen Pfütten experimentiert!

  1. Super Aktion! Ich kenn das von meiner Oma mit Backpflaume, man könnte aber auch Rosinen in den Teig tun…selber nehme ich gern Apfelmus.
    Ich sehe übrigens nur sieben Vertiefungen in deiner Pfanne 😂

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  2. Das Rezept ist nicht buchstäblich zu nehmen. Das Pflaumenmuß kann auch einfach neben die fertigen Pfütten zu stippen 😉

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